Störungsbilder

Sie oder Ihr Angehöriger leidet an einer Erkrankung des Gehirns, welche dauerhafte Schädigungen verursacht hat. Eine solche chronische neurologische Erkrankung bedeutet eine ungeheure Veränderung in Ihrem Leben. Im Falle eines Schlaganfalls, einer Hirnblutung oder eines Schädel-Hirn-Traumas etwa durch einen Unfall wird innerhalb von einer Minute das gesamte bisherige Leben im wahrsten Sinne auf den Kopf gestellt. Nichts ist mehr wie es vorher war.

Aber auch wenn die Krankheit langsam voranschreitet – wie etwa im Falle der Parkinson Erkrankung, MS oder anderer Krankheiten – wird der Betroffene und seine Umgebung ständig mit neuen Verschlechterungen konfrontiert. Dies bedeutet eine enorme Belastung für alle Beteiligten und es dauert oft Jahre, bis man lernt, sich und sein Leben darauf einzustellen.

Eine neurologische Erkrankung stellt das ganze bisherige Leben auf den Kopf.

In unserer therapeutischen Arbeit bei Spontansprache – Sprachtherapie intensiv haben wir uns ganz auf die Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen spezialisiert, die infolge neurologischer Erkrankungen auftreten. Zu diesen neurogenen Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen zählen:

  • Sprachstörungen / Aphasien
  • Sprechplanungsstörung / Sprechapraxie
  • Sprechstörungen / Dysarthrien
  • Schluckstörungen / Dysphagien
  • Gesichtslähmungen / Fazialisparesen

Abhängig vom Ort und von der Art der Hirnschädigung können diese Störungsbilder ganz unterschiedlich aussehen. Es ist notwendig, sie anhand von einigen Merkmalen auseinander zu halten, da sie eine unterschiedliche Behandlungen erfordern. Die folgende Übersicht soll Ihnen die Unterschiede verdeutlichen.

Sprachstörung / Aphasie

  • Zentrale Störung der Fähigkeit, Sprache zu verarbeiten
  • Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben sind betroffen
  • Hirnschädigung: Meist im Cortex (Großhirnrinde) des Gehirns, fast immer in der linken Hirnhälfte lokalisiert
  • Ursachen: Meist Schlaganfall, Hirnblutung, Schädel-Hirn-Trauma, selten Tumore u.a.
  • Unterformen: Globale Aphasie, Broca-Aphasie, Wernicke-Aphasie, Amnestische Aphasie, Restaphasie u.a.

Sprechstörung / Dysarthrie

  • Motorische Störung bei den ausführenden Bewegungen des Sprechens
  • Nur das Sprechen in den Bereichen Sprechatmung – Stimmgebung – Aussprache – Sprechmelodie/-rhythmus ist betroffen
  • Hirnschädigung: An verschiedenen Stellen im Gehirn (Großhirnrinde, Kleinhirn, Basalganglien, Hirnstamm etc.)
  • Vielfältige Ursachen: Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, degenerative Erkrankungen wie Parkinson, MS, ALS, Ataxien u.a.
  • Unterformen: Hypotone, hypertone, spastische, ataktische, hypokinetische Dysarthrie und Mischformen

Zwischen Aphasie und Dysarthrie liegt eine weitere Erkrankung, die nur das Sprechen betrifft, jedoch über eine Störung der reinen Sprechmotorik hinausgeht: Die Sprechapraxie.

Sprechplanungsstörung / Sprechapraxie

  • Zentrale Störung der Fähigkeit, die Artikulation von Sprachlauten korrekt zu planen
  • Nur das Sprechen ist betroffen
  • Verstehen, Lesen und Schreiben sind ungestört
  • Hirnschädigung: Im Stirnlappen des Cortex (Großhirnrinde) der linken Gehirnhälfte, sog. Inselkortex, mit den Verbindungen zu tieferen Hirnregionen
  • Ursachen: Meist Schlaganfall oder Hirnblutung, seltener Schädel-Hirn-Trauma, Tumor, entzündlicher Prozess
  • Tritt häufig zusammen mit einer Aphasie auf

Kommt es im Zusammenhang mit der neurologischen Erkrankung auch zu einer Störung der Nahrungsaufnahme, spricht man von einer neurogenen Schluckstörung.

Neurogene Schluckstörung / Dysphagie

  • Störung der Nahrungsaufnahme durch beeinträchtigte Funktionen im Mund-, Rachen und Kehlkopfbereich
  • Ursachen: Hirninfarkt, Schädel-Hirn-Trauma, fortschreitende Erkrankungen
  • Hirnschädigung: Vorallem im Hirnstamm (Pons, Medulla oblongata) aber auch Großhirnrinde (Kortex)
  • Größte Gefahr: Aspiration, d.h. Eintritt von Nahrung und Sekret in die tiefen Atemwege
  • Tritt häufig zusammen mit einer Dysarthrie auf

Ursachen neurogener Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen

Illustration Hirnscan

Neurologische Erkrankungen unterscheiden sich wesentlich in ihrem Verlauf: Bei einer gefäßbedingten Erkrankung wie dem Schlaganfall oder einer Hirnblutung und bei einem Schädel-Hirn-Trauma treten in der akuten Phase ausgeprägte Symptome auf, die sich dann in der sogenannten Remissionsphase (Rückbildungsphase) teilweise zurückbilden können, gefolgt von einer chronischen Phase, in der nur noch langsame Verbesserungen erzielt werden. Fortschreitende Erkrankungen zeigen dagegen einen fortschreitenden Verlauf, in dem die Symptome kontinuierlich oder – wie häufig im Falle der Multiplen Sklerose schubweise – verschlechtern.

Fundierte Informationen über die Symptomatik und den Verlauf der Erkrankung, eine gründliche Diagnostik sowie eine individuelle Beratung können helfen, mit der Situation umzugehen und notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Dies gilt auch für die Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Trotz unterschiedlicher Krankheitsverläufe ist eine an die jeweilige Störung angepasste Sprach-, Sprech- und Schlucktherapie in fast allen Fällen sinnvoll und hilfreich.

Neurogene Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen treten meist als Folge einer Erkrankung des zentralen Nervensystems auf (Sprech- und Schluckstörungen können auch nach einer Erkrankung des peripheren Nervensystems auftreten). Hierbei unterscheidet man zwischen einer gestörten Blutversorgung des Gehirns (Schlaganfall/Blutung), einer Hirnschädigung durch äußere Einwirkung (Trauma/Hypoxie) und Störungen durch fortschreitende Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Lesen Sie mehr über: